TAXISPALAIS Kunsthalle Tirol GmbH
Maria-Theresien-Straße 45
6020 Innsbruck, Austria
Cana Bilir-Meier, Semra Ertan, Sohrab Shahid Saless, Nil Yalter, Hanefi Yeter
Mein Name ist Ausländer,
Ich arbeite hier,
Ich weiß, wie ich arbeite,
Ob die Deutschen es auch wissen?
Meine Arbeit ist schwer,
Meine Arbeit ist schmutzig.
Das gefällt mir nicht, sage ich.
„Wenn dir die Arbeit nicht gefällt,
Geh in deine Heimat“, sagen sie.
Meine Arbeit ist schwer,
Meine Arbeit ist schmutzig,
Mein Lohn ist niedrig.
Auch ich zahle Steuern, sage ich.
Ich werde es immer wieder sagen,
Wenn ich immer wieder hören muss:
„Suche dir eine andere Arbeit.“
Aber die Schuld liegt nicht bei den Deutschen,
Liegt nicht bei den Türken.
Die Türkei braucht Devisen,
Deutschland Arbeitskräfte.
Mein Land hat uns nach Deutschland verkauft,
Wie Stiefkinder,
Wie unbrauchbare Menschen.
Aber dennoch braucht sie Devisen,
Braucht sie Ruhe.
Mein Land hat mich nach Deutschland verkauft.
Mein Name ist AUSLÄNDER.
[Semra Ertan, Mein Name ist Ausländer, 1981, Originalfassung]
Die Ausstellung Bleiben in der Fremde zeigt künstlerische
Artikulationsformen in Reaktion auf die soziale und politische Situation
der Arbeitsmigrant_innen im „Gastarbeiter“-System Westeuropas. Die
Arbeiten fokussieren auf die 1970er und sind zum Großteil auch in dieser
Zeit des Anwerbestopps und des aufkommenden Integrationsparadigmas
entstanden: Eine Zeit, in der die Arbeitsmigrant_innen aus der Türkei
für Arbeits- wie auch Bürger_innenrechte kämpften und dem
Integrationsparadigma mit der Forderung nach An- und Einpassung
berechtigterweise skeptisch gegenüberstanden.
Wie Semra Ertan in ihrer Lyrik schaffen Cana Bilir-Meier, Sohrab Shahid
Saless, Nil Yalter und Hanefi Yeter in Video, Film, Fotografie und
Malerei eine eigene Sprache, um den Schmerz abgesprochener
Zugehörigkeiten in der Fremde erzählen zu können.
Kuratiert von Gürsoy Doğtaş & Nina Tabassomi
Bleiben in der Fremde ist das erste Kapitel einer Ausstellungstrilogie im TAXISPALAIS, die sich mit Fragen des sozialen Miteinanders auseinandersetzt. Was können künstlerische Sprachen dazu beitragen, die Diskurse um mehrfache Zugehörigkeiten und Vielheit in Westeuropa angemessener zu diskutieren und zu leben? Die Kapitel werden in unterschiedlichen Konstellationen kuratiert.
Eröffnung
Freitag, 17. März 2023, 19 Uhr
Ausstellung
Di–So 11–18,
Do 11–20 Uhr
6 Euro / ermäßigt 4 Euro
Kombiticket* 12 Euro / ermäßigt 9 Euro
Donnerstags ab 18 Uhr Eintritt frei